PRINZIPIEN DER ARBEIT

  

OBJEKTIVE VERNUNFT

Das Ziel der Arbeit ist den höchsten, für Menschen möglichen, Bewusstseinszustand zu erreichen, den Gurdjieff „Objektive Vernunft“ nannte. So wie Gurdjieff es beschrieb, kann dieser Zustand durch die absichtliche Erfüllung von „Seins-Partkdolg-Pflichten“ und spezieller Kontemplation erreicht werden. Andere spirituelle Traditionen nennen diesen Zustand Samadhi, Satori, Kosmisches Bewusstsein oder Erleuchtung.

 

DAS GESETZ DER DREI

Das Gesetz der Drei ist das fundamentale Gesetz des Universums. Viele alte Lehren beruhen darauf und verweisen auf die Einheit der drei Kräfte im Absoluten. Das Gesetz der Drei besagt, dass jedes manifestierte Phänomen im Universum, vom Atom bis zur Galaxie, das Resultat der Interaktion von drei selbstständigen Kräften ist. Die erste Kraft kann als aktiv oder positiv bezeichnet werden; die Zweite als passiv oder negativ; die Dritte als neutral oder versöhnend. Tatsächlich sind alle drei Kräfte, für sich gesehen, aktiv und werden nur dann als aktiv, passiv und neutral wahrgenommen, wenn sie sich an einem Punkt treffen. Anders ausgedrückt – nur in der Beziehung zueinander, zu einem gewissen Zeitpunkt, zeigen sie sich als drei unterschiedliche Kräfte.

Das Gesetz der Drei spielt eine primäre Rolle in einem kosmologischen Modell Gurdjieffs, das er den „Schöpfungsstrahl“ nannte. Dieses Modell des Universums erwies sich als sehr produktiv und erlaubte es Gurdjieff im Rahmen dieses Modells eine Menge anderer, zusätzlicher Konzepte unterzubringen, inklusive dem Prinzip der „ Gegenseitigen Erhaltung.“

Die folgende Formel verwendete Gurdjieff als eine Basis für die praktische Anwendung: „Das Höhere verschmilzt mit dem Niederen, um das Mittlere hervorzubringen; welches dann zum Niedrigen für das nächst Höhere oder zum Höheren für das nächst Niedrigere wird. Er nannte diesen Prozess „Harnelmiatznell.“

 

DAS GESETZ DER SIEBEN ODER DAS GESETZ DER OKTAVE

Gurdjieff nannte das fundamentale Gesetz der Sieben „Heptaparaparshinok“ oder Gesetz der Oktave. Er formulierte es auf folgende Weise: Die Bewegung der Kraft folgt einer Linie, die regelmäßig, in bestimmten Intervallen, von der ursprünglichen Richtung abweicht, bis sie wieder an dem Punkt ankommt von der sie gestartet ist.

Die Geometrie dieser Linie wird, laut Gurdjieff, von sieben Punkten definiert, die die Kraftlinie umlenken. In „Beelzebubs Erzählungen“ werden die Intervalle, zwischen den sich am nächsten stehenden Punkten der Ablenkung, „Stopinders des heiligen Heptaparaparshinok“ genannt. Das Gesetz der Sieben ist an allem beteiligt, ob es gerade anfängt zu existieren oder schon lange existiert. Seine Wirkung steht immer in Verbindung mit der Anwesenheit der oben erwähnten sieben Punkte, die auch „Schwerpunkte“ genannt werden und der Anwesenheit von Intervallen zwischen diesen Punkten. Dieses Gesetz erklärt im Besonderen, warum wir oft nicht fähig sind das zu tun oder zu denken was wir beabsichtigen oder das die Dinge sich oft in ihr Gegenteil verkehren. Immer dann haben wir es mit den Auswirkungen dieser „Intervalle“ zu tun.

Um das Wirken des Gesetzes der Sieben zu illustrieren, zog Gurdjieff als Analogie die musikalische Tonleiter heran, die er gleichzeitig mit seiner Theorie einer objektiven Musik verband. Sieben Töne ergeben eine Oktave und die neue Oktave wird mit dem achten Ton gestartet, gleichgültig ob es sich um eine höhere oder tiefere Oktave handelt. Die sieben Töne sind analog zu den sieben Schwerpunkten und die Intervalle zwischen den Tönen sind analog mit den Intervallen verschiedener Länge, die in den Prozessen in uns und um uns herum vorgehen.

Eine geometrische Illustration dieses Gesetzes und seiner Auswirkungen wurden von Gurdjieff in Form eines Symbol gegeben, des Enneagramms. Parallel dazu benutzte er es, um andere praktische Ideen einzuführen.

 

DAS ENNEAGRAMM UND DIE PRINZIPIEN DER ZUSÄTZLICHEN SCHOCKS

Das Enneagramm ist eines der Hauptsymbole in Gurdjieffs Lehre. Das Enneagramm ist in jedem kompletten Ganzen zu finden, im Kosmos oder in einem Organismus. Gurdjieff erklärte, dass das Wissen um das Enneagramm lange Zeit geheim gehalten wurde. Es wurde in der heutigen Zeit bekannt gemacht, aber nur in einer eingeschränkten und theoretischen Form. Dies verhindert, dass jemand daraus einen praktischer Vorteil ziehen kann, es sei denn er erhält Anleitung von einer Person, die ein direktes Verständnis dieses Symbols hat und es leben kann.

Das Enneagramm vereint das Gesetz der Drei mit dem Gesetz der Sieben. Es gibt eine lebendige Einführung zum Prinzip der zwei zusätzlichen Schocks. Um das Abnehmen der Vibrationen innerhalb der Oktave zu verhindern, ist es zweimal notwendig die Richtung der Kraftlinien zu ändern. Wenn die Oktave im geeigneten Moment, während sie durch einen Intervall geht, einen „zusätzlichen Schock erhält, der mit ihrer Schwingung übereinstimmt, verliert sie ihre ursprüngliche Richtung nicht und bleibt unverändert. In jedem anderen Fall wird sie ihre Richtung ändern, ihre Vibrationen werden abnehmen und als Resultat wird ihre Bewegungsrichtung kreisförmig.

Die Möglichkeit absichtlich und wissentlich „zusätzliche Schocks“ zu schaffen, verleiht dem Studium des Enneagramms, sowie dem Gesetz der Drei und dem Gesetz der Sieben, eine praktische Bedeutung.

 

ZEIT

In Beelzebubs Erzählungen nennt Gurdjieff den Lauf der Zeit den „Schonungslosen Heropas“ und behauptet dieser war die Ursache für die Erschaffung unseres Universums.

„Daraufhin versank unser UNENDLICHER in Nachdenken und in Seinen göttlichen Überlegungen wurde es Ihm völlig klar, dass, wenn dieser Heropas weiter den Umfang der Sonne-Absolut verringern würde, dies früher oder später schließlich zur völligen Vernichtung dies einzigen Ortes seines SEINS führen würde.

„Es muss hervorgehoben werden, dass im großen Weltall überhaupt alle Erscheinungen ohne Ausnahme, wo immer sie entstehen und sich manifestieren, nichts als folgerichtige, gesetzmäßige „Bruchstücke“ einer ganzen Erscheinung sind, die ihren Ursprung auf der Allerheiligsten Sonne Absolut hat.“

„Und demzufolge haben alle kosmischen Erscheinungen, wo immer sie stattfinden, ihren Urgrund im Objektiven.“

„Nur die Zeit allein hat keinen Urgrund im Objektiven, weil sie nicht die Folge der Brechung irgendeiner kosmischen Erscheinung ist. Und da sie aus nichts hervorkommt und immer mit allem mitläuft und doch sich selbst genügend selbstständig ist, kann man im ganzen Weltall nur sie allein als die „einzig-ideal-subjektive-Erscheinung“ bezeichnen und preisen.“

 

DAS PRINZIP DER GEGENSEITIGEN ERHALTUNG

Jede Form des Daseins wird von anderen Formen unterhalten und unterhält ihrerseits die Existenz von anderen Daseinsformen. Wir können dieses Gesetz nicht ignorieren und deshalb muss unser Leben als Basis für die Existenz einer anderen Daseinsform dienen.

Diese Formel des Prinzips hat Gurdjieff an Bennett weitergegeben, der sie später gründlich und aktiv in seiner Kosmologie ausgearbeitet hat.

 

DREI LINIEN DER SCHULARBEIT

Die drei Linien der Arbeit zeigen die wichtigsten Prinzipien der Arbeit in einer Gurdjieff-Gruppe auf. Diese Prinzipien stellen die Erhaltung der richtigen Balance und Richtung der Arbeit sicher, als auch deren Erfüllung.

Die erste Linie ist die Arbeit an sich selbst: Selbst-Studium, Studium des Systems und die Versuche einige unserer mechanischsten Gewohnheiten und Manifestationen zu überwinden. Diese Linie der Arbeit fokussiert sich direkt auf das menschliche Wesen und in einem bestimmten Sinne ist sie egozentrisch. Sie bietet einer Person die Möglichkeit für sich selbst zu erkennen was er empfangen möchte, was er wissen möchte, wer er sein möchte und wie er alte Gewohnheiten des Denkens und Handelns ändern kann.

Die zweite Linie ist die Arbeit mit anderen Menschen in einer Gruppe. In der zweiten Linie muss ein Mensch nicht nur empfangen, sondern auch geben – Wissen und Ideen vermitteln und sich selbst als Beispiel für andere Menschen präsentieren. Auf dieser Ebene des Lernens kann man nicht mehr nur für sich arbeiten; der Beistand von anderen und die Zusammenarbeit mit Mitgliedern der Gruppe sind unabdingbar. Ebenso wie die unvermeidlichen Konflikte, Unbequemlichkeiten und Hindernisse, die zusätzlich notwendige Stimuli für die Arbeit liefern. Die größte Schwierigkeit rührt vielleicht anfangs davon her, dass man unter Anleitung einer anderen Person arbeitet; das Akzeptieren von vielen unangenehmen Dingen, sowie die äußere Disziplin, die letztendlich aber hilft Selbstdisziplin zu entwickeln. In dieser Linie der Arbeit arbeitet jede Person für andere Personen.

Die dritte Linie ist die Arbeit für das Wohl der Arbeit als Ganzes. Diese Linie nimmt für verschiedene Leute verschiedene Formen an. Die dritte Linie beschäftigt sich mit der ganzen Arbeit, als eine Ganzheit und schließt einen Überblick auf den gegenwärtigen Zustand und die Zukunft der Arbeit mit ein. In Bezug auf die dritte Linie der Arbeit ist es wichtig vollständig die Idee zu verstehen, warum diese Arbeit existiert und wie man sie voranbringt. Genau wie in der ersten Linie basiert die Arbeit in der dritten Linie einzig auf der individuellen Initiative einer Person.

Diese Arbeit kann ihren wohltuenden Einfluss nur dann ausüben, wenn ein Mensch auf allen drei Linien arbeitet. Vernachlässigt er eine der Linien, so kommt seine Arbeit früher oder später zum Stillstand.

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